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AutorenbildAnna Zimre

Viola da was? Oder: wie ich Gambistin wurde

Wenn ich gefragt werde, welches Instrument ich spiele, ernte ich von den Fragenden meist noch fragendere Blicke. Nach „Was ist das?“ folgt meistens „Und wie kommt man dazu?“

Ersteres muss ich euch, da ihr den Weg hierher zu Barock Connections und zu diesem Blog gefunden habt, sehr wahrscheinlich nicht beantworten.

Falls doch, hier ist meine (zugegebenermaßen historisch nicht ganz korrekte) Kurzfassung für Unterhaltungen in der U-Bahn oder im Zug: Die Gambe ist die Oma vom Cello.


Wie kommt man nun als junger Mensch dazu, ein „ausgestorbenes“ Instrument zu spielen?

In Frankreich wird das Gambenspiel sehr intensiv gepflegt. Es gibt im ganzen Land über 40 Konservatorien, in denen man bereits als Kind Gambe lernen kann! Kein Wunder, dass die „Was ist das“-Frage dort so gut wie nie gestellt wird.

Hier in Deutschland gibt es bisher nur sehr wenige Musikschulen, die Unterricht auf der Viola da Gamba anbieten. So haben die meisten professionellen Gambisten, die ich getroffen habe, zuerst ein anderes Instrument studiert und erst in späteren Jahren zur Viola da Gamba gefunden. So wie ich auch. Ich war bereits im Bachelor meines Barockcellostudiums an der Hochschule für Musik und Theater München eingeschrieben, als ich von einem hoch geschätzten älteren Kollegen, der sowohl Cellist als auch Gambist ist, den entscheidenden Impuls bekam: „Ich empfehle jedem ernsthaften Cellisten, wenigstens einmal im Leben eine Gambe in der Hand gehabt zu haben.“ Das werde ich tun, dachte ich, machte eine Stunde beim Professor für Viola da Gamba aus - und legte die Gambe danach nicht mehr aus der Hand. Der Klang, die Resonanz, das Spielgefühl und das wunderbare Repertoire hatten mich gefesselt.

Ich hatte das große Glück, für beide Instrumente wunderbare Lehrer zu haben, die meine geteilte Aufmerksamkeit (denn das ist es, wenn man an der Musikhochschule zwei Instrumente im Hauptfach studiert) nicht nur tolerierten sondern auch unterstützten. So schwebte ich trotz doppelter Übezeit, doppelter Prüfungslast und nicht zuletzt doppelter Instrumentenschlepperei glücklich durchs Studium, beseelt von dem Gefühl, die für mich schönsten Instrumente der Welt so intensiv spielen zu dürfen.


Diese Freude am Spielen weiterzugeben, in anderen zu wecken und zu unterstützen ist mir ein großes Anliegen. Und so freut es mich sehr, die Gründung von BarockConnections mitzuerleben und dabei mitwirken zu dürfen!


Wie ist eure Geschichte? Wie seid ihr zu eurem Instrument gekommen? Was hat euch bewogen, ein barockes/historisches Instrument zu spielen?

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1 Comment


“Die Oma vom Cello” vergesse ich so schnell nicht mehr .. 😂

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