Seit vielen Jahren Geiger und Bratscher habe ich vor anderthalb Jahren mit der Barockvioline angefangen. Dummerweise hatte ich zwei "Barockbögen" ausgeliehen, die irgendwie ein Kompromiss zwischen modernem Schraubfroschbogen und Barockbogen waren. Ich dachte, das muss so sein, und hielt die Steckfroschbögen für abseitig. So ein Fehler! Erst jetzt habe ich entdeckt, dass die barocke Spielweise mit meinem neuen Steckfroschbogen VIEL LEICHTER geht! Ich habe ihn von Ina Keller aus Hamburg, die nichts anderes macht, als Barockbögen zu bauen. Und sie zum Ausprobieren zuschickt. Sehr empfehlenswert! historische-boegen.de
Die Steckfroschbögen sind tendenziell noch leichter und kürzer als die Schraubfrosch"barock"bögen. Vor allem ist das Gewicht am Frosch geringer, weil die metallene Schraubmechanik wegfällt. Und die Haare sind an Spitze und Frosch direkt mit der Stange in Kontakt. Der Bogen bleibt einfach immer gespannt, was ihm nicht schadet.
Er liegt leichter in der Hand und die Ansprache der Saiten ist direkter. Die typisch barocken Spieltechniken wie messa di voce, Seufzer, spritzige Auftakte, Spielen am Frosch drängen sich wie von selbst auf. Jedenfalls für mich als Laienmusiker. Dadurch macht der Bogen viel mehr Spaß!
Historisch betrachtet wurde die ganze Barockzeit hindurch auf solchen Steckfroschbögen gespielt. Erst ab den 1740er Jahren tauchen von Frankreich aus gesichert die ersten Bögen mit Schraubmechanik auf, schreibt Rainer Ullreich aus Wien bogenmacher.at. Es ist deshalb irreführend, die Steckfroschbögen als frühbarock zu bezeichnen, wie das oft geschieht. Sie waren bis in die frühe Klassik die Standardmodelle.