Liebe Kolleg*innen und Freund*innen,
Die Frage betrifft wohl alle Streichinstrumente mit blanken nicht lackierten Darmsaiten. Auf dem Markt gibt es Saitenöle zur regelmäßigen Anwendung im Griffbereich. Ist das wirklich ratsam und macht das die Saiten länger haltbar, weil das Öl die Saite vor Austrocknen aber auch vor Schmutz und Säure der Finger schützt? Ich weiß, dass manche Darmsaiten in Öl lagern. Was sind eure Erfahrungen?
Viele Grüße, Wenzel
Danke für die interessanten Infos!
Wäre es auch gut ein bisschen Öl auf die unlackierten Celloseiten geben? Oder dad ist spezifische für Gamba?
Habe gerade auf der Homepage von dem amerikanischen Hersteller Gamut Strings dazu ein Kommentar gelesen - sie empfehlen es eher nicht. Man wird nicht drum herum kommen, sich seine eigene Meinung zu bilden :)
Lieber Wenzel, liebe Anne,
eine spannende Frage. Das Tauchen vor dem Aufziehen war mir neu. Das werde ich ausprobieren - danke für den Link! Es ist wohl speziell bei dickeren Saiten, die ungern "ums Eck" gehen, hilfreich für die Lebensdauer. Ganz ähnliches zur Saitenhalter-Stelle gilt natürlich auch am Wirbelloch, wo die Saiten ja auch um 90° geknickt werden.
Zum Ölen allgemein: Ja, es ist eine gute Praxis die Darmsaiten ab und an leicht einzuölen. Meiner Erfahrung nach ist "leicht" völlig ausreichend. Du gibst den Saiten damit einen sanften Mantel gegen Austrocknen und Sprödwerden. Ich mache das beispielsweise mit allen blanken Darmsaiten, die ich neu reinbekomm und über die ganze Länge. Weil das Öl nach einer Zeit natürlich einzieht, besteht auch wenig Gefahr, dass dann beim späteren Aufziehen und Spielen dein Haarbezug Öl aufnimmt - was nicht gut wäre, denn dann hält das Kolophonium wesentlich schlechter an den Haaren. Daher solltest du um sicher zu gehen, auch bei jeder neu aufgespannten Saite den Bereich wo du streichst, sorgsam abwischen (das gilt übrigens für jedwede Saite, weil jeder Hersteller irgendwelche Mittel auf die Saite aufträgt, bspw. Korrosionschutz usw.). Aus demselben Grund würde ich beim sporadischen Nachölen das nur im Griffbrettbereich machen bzw. wo du mit deinem Bogen nicht hinkommst.
Bei lackierten Darmsaiten bringt das natürlich nix, weil das Öl ja gar nicht reinkann.
Klanglich hab' ich bisher den Unterschied nur an richtig dicken Darmsaiten, so ab 2 - 2,5mm hören können. Die Saite spricht direkt nach dem Ölen etwas leichter an und ist etwas flexibler. Beim Tränken hätt' ich ad hoc die Vermutung, dass es dumpfer werden könnte. Anne, wie ist da deine Erfahrung?
Als Öl würde ich, wie Anne schon, schrieb Mandelöl empfehlen. Trocknende Öle sind natürlich ungeeignet, Speiseöle würde ich lieber meiden, weil die Saite dann "ranzeln" kann.
Lieben Gruß,
Matthias
Danke für die super hilfreiche Antwort, liebe Anna!
Lieber Wenzel,
Eine interessante Frage!
Ich habe festgestellt, dass die blanken Darmsaiten nicht so schnell ausfransen, wenn ich ab und zu etwas Öl mit dem Finger darübergebe. (Das Spielgefühl ist besser, wenn ich es über Nacht einwirken lasse und nicht gleich mit öliger Saite spiele.) Außerdem reißen sie weniger am Saitenhalter, wenn ich den Knoten vor dem Aufziehen der Saite in Öl tauche und abtupfe.
Mit der Lagerung von blanken Darmsaiten in Öl bin ich am experimentieren. Bisher hatte ich ein paar Saiten 4 Wochen in Olivenöl und dann 2-3 Wochen außerhalb gelagert. Erhofft habe ich mir einen größere Geschmeidigkeit und länger Haltbarkeit der Saiten. Eine Verbesserung habe ich noch nicht wirklich festgestellt, aber das kann an vielen Faktoren liegen. Das Experiment ist noch nicht abgeschlossen :)
Sehr interessante Informationen dazu gibt Daniela Gaidano in ihrem Blog: https://www.danielagaidano.com/string-tips-5-oil-soaking/
Von Musikerkollegen habe ich Mandel-, Oliven- oder Rizinusöl empfohlen bekommen. Es ist also nicht notwendig, spezielles teures Saitenöl zu kaufen.
Ich bin gespannt, was andere berichten!
Viele Grüße,
Anna