Das halte ich in den allermeisten Fällen für eine Geldverschwendung. Es war vielleicht eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Geigenbauer in den 80er Jahre.
Der Umbau mit neuem Bassbalken und neuem Hals kostet locker 3000 € oder mehr. Das Instrument ist danach wahrscheinlich weniger wert. D.h. bei einem billigen Instrument ist es unverhältnismäßig teuer und ein teures Instrument reduzierst Du damit beträchtlich im Wert, da der Markt dafür viel kleiner ist.
Außerdem weiß niemand, wie ein bestimmtes Instrument früher ausgesehen hat oder für welche Aufführungsumstände es gemacht. 'Rückbau' ist also bestenfalls ein Phantasieprojekt mit ungewissem Resultat. Obendrein kenne ich mittlerweile genug geigenbauer, die Instrumente nach Schema umbauen. Das mag bei einem funktionieren, beim anderen nicht. Die Möglichkeit, dass Dein Instrument dadurch nicht besser wird, sondern schlechter, ist also ebenfalls gegeben.
Ich spreche leider aus schlechter Erfahrung.
Wenn das Instrument also in sich stimmig ist und gut funktioniert, lass es in Ruhe. Kaufe dir gegebenenfalls lieber ein Instrument im Originalzustand oder einen Neubau.
die Antworten von Penelope und Tassilo Erhardt enthalten bereits viele gute Anhaltspunkte. Das konkrete Instrument mit dem du Barockmusik auf Darmsaiten spielen möchtest ist der Ausgangspunkt aller Überlegungen zur "Umrüstung". Bei einem modern gebauten Instrument sind Darmsaiten + Barockbogen und vielleicht später mal ein Barocksteg + Barock-Saitenhalter sowie allenfalls eine darauf angepasste Stimme eigentlich alles was man machen sollte. Änderungen an der Substanz - dazu zählt ohne Änderung der Halsgeometrie auch das Griffbrett - halte ich für wenig sinnvoll.
Bei Instrumenten, die aus der Zeit stammen, ist ein teilweiser oder vollständiger Rückbau auf den authentischen Zustand (nicht zu verwechseln mit einer Barockisierung) eine sehr interessante, wenn auch kostspielige Aktion.
Im Fall deines modern gebauten Instruments: Wenn du schon Darmsaiten hast, zieh' sie einfach mal auf und lerne kennen, wie sich das Instrument damit spielen lässt. Deine Passione-Saiten haben eine Kugel - du kannst sie also wie gewohnt in deinen modernen Saitenhalter einfädeln. Bei den blanken Darmsaiten machst du ein oder zwei Knoten am Ende, dann klappt das auch.
Wichtig für blanke und ungeschliffen umsponnene Darmsaiten sind dabei 2 Dinge: 1) Du musst schauen, ob die Kerben an Obersattel und Steg breit genug sind um die durchwegs dickeren Saiten aufnehmen zu können. 2) Du musst die Kerben an Obersattel und Steg reichlichst mit Graphit einlassen. Die Saiten gehen dir sonst sehr schnell kaputt.
Ich hätte auch ein paar Fragen an Almut: Möchtest du auf A415 spielen? Für diese Barockstimmung, die einen Halbton tiefer ist als die Standardstimmung (A440) heutzutage, braucht man etwas dickere Saiten. Welche Stärke haben die Pirastro Passione Saiten, die du schon hast? Für c und g könnten sie gut funktionieren, wenn sie die richtige Stärke haben. Für a und d würde ich normalerweise reine Darmsaiten empfehlen, aber Vorsicht – du brauchst unbedingt Rat, bevor du sie kaufst, weil die richtigen Saiten viel ausmachen.
Matthias Ockermüller ist ein Geigenbauer, der sich auf Barockinstrumente spezialisiert hat, eine große Auswahl an Saiten vorrätig hat und sehr gut beraten kann. Hier ist der Link: https://www.ockermueller.de/
Könntest du vielleicht ein Bild von deinem Bogen posten? Interessant zu wissen wären auch der Bogenbauer, das Gewicht und die Länge. Vielen Dank!
Das sind ein paar Ideen, mit denen du anfangen kannst, Almut! Bitte halte uns auf dem Laufenden, wie es geht!
Wenn das Ziel ist, im Barockorchestern spätbarockes Repertoire zu spielen, dann bist Du mit Darmsaiten (a/d blank, g/c blank oder umsponnen - Passionen ist jetzt nicht die historischste Option, aber OK) und Barockbogen mal grundausgesüstet. Als nächstes würde ich Steg/Stimmstock empfehlen, dann ein leichtes, kurzes Griffbrett. Alles invasive wie Bassbalken und Hals würde ich sein lassen!
PS: Zum Thema "Rückbau":
Das halte ich in den allermeisten Fällen für eine Geldverschwendung. Es war vielleicht eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Geigenbauer in den 80er Jahre.
Der Umbau mit neuem Bassbalken und neuem Hals kostet locker 3000 € oder mehr. Das Instrument ist danach wahrscheinlich weniger wert. D.h. bei einem billigen Instrument ist es unverhältnismäßig teuer und ein teures Instrument reduzierst Du damit beträchtlich im Wert, da der Markt dafür viel kleiner ist.
Außerdem weiß niemand, wie ein bestimmtes Instrument früher ausgesehen hat oder für welche Aufführungsumstände es gemacht. 'Rückbau' ist also bestenfalls ein Phantasieprojekt mit ungewissem Resultat. Obendrein kenne ich mittlerweile genug geigenbauer, die Instrumente nach Schema umbauen. Das mag bei einem funktionieren, beim anderen nicht. Die Möglichkeit, dass Dein Instrument dadurch nicht besser wird, sondern schlechter, ist also ebenfalls gegeben.
Ich spreche leider aus schlechter Erfahrung.
Wenn das Instrument also in sich stimmig ist und gut funktioniert, lass es in Ruhe. Kaufe dir gegebenenfalls lieber ein Instrument im Originalzustand oder einen Neubau.
Liebe Almut,
die Antworten von Penelope und Tassilo Erhardt enthalten bereits viele gute Anhaltspunkte. Das konkrete Instrument mit dem du Barockmusik auf Darmsaiten spielen möchtest ist der Ausgangspunkt aller Überlegungen zur "Umrüstung". Bei einem modern gebauten Instrument sind Darmsaiten + Barockbogen und vielleicht später mal ein Barocksteg + Barock-Saitenhalter sowie allenfalls eine darauf angepasste Stimme eigentlich alles was man machen sollte. Änderungen an der Substanz - dazu zählt ohne Änderung der Halsgeometrie auch das Griffbrett - halte ich für wenig sinnvoll.
Bei Instrumenten, die aus der Zeit stammen, ist ein teilweiser oder vollständiger Rückbau auf den authentischen Zustand (nicht zu verwechseln mit einer Barockisierung) eine sehr interessante, wenn auch kostspielige Aktion.
Im Fall deines modern gebauten Instruments: Wenn du schon Darmsaiten hast, zieh' sie einfach mal auf und lerne kennen, wie sich das Instrument damit spielen lässt. Deine Passione-Saiten haben eine Kugel - du kannst sie also wie gewohnt in deinen modernen Saitenhalter einfädeln. Bei den blanken Darmsaiten machst du ein oder zwei Knoten am Ende, dann klappt das auch.
Wichtig für blanke und ungeschliffen umsponnene Darmsaiten sind dabei 2 Dinge: 1) Du musst schauen, ob die Kerben an Obersattel und Steg breit genug sind um die durchwegs dickeren Saiten aufnehmen zu können. 2) Du musst die Kerben an Obersattel und Steg reichlichst mit Graphit einlassen. Die Saiten gehen dir sonst sehr schnell kaputt.
Liebe Almut,
willkommen im Forum!
Ich hätte auch ein paar Fragen an Almut: Möchtest du auf A415 spielen? Für diese Barockstimmung, die einen Halbton tiefer ist als die Standardstimmung (A440) heutzutage, braucht man etwas dickere Saiten. Welche Stärke haben die Pirastro Passione Saiten, die du schon hast? Für c und g könnten sie gut funktionieren, wenn sie die richtige Stärke haben. Für a und d würde ich normalerweise reine Darmsaiten empfehlen, aber Vorsicht – du brauchst unbedingt Rat, bevor du sie kaufst, weil die richtigen Saiten viel ausmachen.
Matthias Ockermüller ist ein Geigenbauer, der sich auf Barockinstrumente spezialisiert hat, eine große Auswahl an Saiten vorrätig hat und sehr gut beraten kann. Hier ist der Link: https://www.ockermueller.de/
Könntest du vielleicht ein Bild von deinem Bogen posten? Interessant zu wissen wären auch der Bogenbauer, das Gewicht und die Länge. Vielen Dank!
Das sind ein paar Ideen, mit denen du anfangen kannst, Almut! Bitte halte uns auf dem Laufenden, wie es geht!
Servus Almut,
Wie lang ist ein Stück Schnur?
Erstens ist die Frage, welches Setup Du willst.
Wenn das Ziel ist, im Barockorchestern spätbarockes Repertoire zu spielen, dann bist Du mit Darmsaiten (a/d blank, g/c blank oder umsponnen - Passionen ist jetzt nicht die historischste Option, aber OK) und Barockbogen mal grundausgesüstet. Als nächstes würde ich Steg/Stimmstock empfehlen, dann ein leichtes, kurzes Griffbrett. Alles invasive wie Bassbalken und Hals würde ich sein lassen!