Unser jüngstes Konzert war in mehrerer Hinsicht besonders: Das Greifenberger Barockorchester hat es ohne Dirigent gespielt. Stattdessen übernahm die Person, die in der Rolle des Konzertmeisters stand, die Leitung des Ensembles. Dieses Vorgehen ist nicht nur eine spannende musikalische Herausforderung, sondern auch historisch fundiert.
Die Praxis, ein Orchester ohne Dirigent zu führen, war bis ins 18. Jahrhundert üblich. Meist übernahm der Konzertmeister oder der Cembalist diese Rolle, gab Einsätze und sorgte für den Zusammenhalt des Ensembles. Der Dirigent, wie wir ihn heute kennen, entwickelte sich erst später als eigenständige Position, aus der Aufgabe des Takt-Angebens.
Für alle, die sich tiefer mit diesem Thema beschäftigen möchten, empfehlen wir den Artikel von Early Music Sources, der die Geschichte des Dirigierens vom 16. bis 18. Jahrhundert wissenschaftlich beleuchtet. Der Artikel zeigt auf, wie sich die Rolle des Leiters im Laufe der Zeit verändert hat und bietet spannende Einblicke in die musikalische Praxis vergangener Jahrhunderte.
Es ist faszinierend, wie sich historische Aufführungspraxis auch heute noch inspirierend auf unsere Konzerte auswirkt. Das Konzert ohne Dirigent war ein eindrucksvolles Erlebnis – für uns Musiker ebenso wie für das Publikum.
Wir schätzen uns glücklich, auch in dieser Beziehung die historisch kundige und inspirierende künstlerische Leitung von Penelope Spencer zu haben. In dem Zusammenhang lohnt es sich auch, noch einmal ihren Blog-Beitrag über Hierarchien in Orchestern aus historischer Perspektive zu lesen: https://www.barockconnections.de/post/orchester-hierarchie-passt-sie-zur-barockmusik-passt-sie-überhaupt-noch-zu-unserer-gesellschaft